Moldawien und Transnistrien 2024

Montag 26.02. - Tag 1

Von Frankfurt-Hahn in das ärmste Land Europas

Bereits 3 Monate ist meine China Tour her. Eine für meine Verhältnisse sehr lange Zeit. Umso urlaubsreifer ging es Montags morgens mit dem Auto Richtung Frankfurt Hahn. Es sollte mit Maike nach Moldawien gehen.

Ein Land, welches wohl so kaum jemand auf dem Schirm hat. Dies gab mir erst den nötigen Anlass, eine Reise hierhin zu planen. Und so wurde ein Flug von Frankfurt Hahn direkt nach Chisinau, der Hauptstadt Moldawiens, für 130€ hin und zurück gebucht.

Moldawien ist neben dem ärmsten auch das touristenärmste Land Europas. Die Hauptstadt Chisinau soll laut zahlreichen Berichten die langweiligste Hauptstadt Europas sein. Da wird es für mich Zeit, dies mit eigenen Augen zu sehen und zu bewerten.

Neben Gastfreundschaft, billigem Bier und Essen erhoffe ich mir außerdem, den unrühmlichen Ruf Moldawiens zerschlagen zu können.

Das erste mal überhaupt sollte ab Frankfurt Hahn geflogen werden. Vorab wurde ein Parkplatz für 17,00€ für die kompletten 5 Tage gebucht. In Hahn, was komplett am Arsch der Heide liegt, musste man erstmal über den komplett herunter gekommenen Flughafen schmunzeln. Hier stehen die Uhren definitiv noch auf 2003.

Relativ pünktlich ging es mit der Moldawischen Airline Fly One, jedoch betrieben von der Ukrainischen Airline Windrose los. Ich schätze mal, dass die Ukrainische Airline aufgrund des Krieges jetzt anderweitig Flüge übernimmt.

Nicht nur die ukrainische Flagge am Flieger selbst, sondern auch die Crew des Fliegers schien ukrainisch zu sein. Für fanfreundliche 2€ gab es an Bord 0,66 Liter Wasser zu kaufen. So gefällt mir das!

In Chisinau gelandet, gab es überraschenderweise sogar einen Stempel in den Reisepass. Nun ging es direkten Weges Richtung Mietwagenschalter, wo wir uns für die vollen 5 Tage einen Mietwagen reserviert hatten.

Am Schalter gab es dann ein paar Diskussionen, da wir mit unserem Mietwagen unter anderem in die abtrünnige, nicht anerkannte Republik Transnistrien fahren wollten. Nach etwas diskutieren wurde dann aber eingelenkt und wir bekamen alle notwendigen Unterlagen, um auch nach Transnistrien fahren zu können.

Heute sollte für den Rest des Tages aber erstmal Chisinau auf dem Zettel stehen. Mit dem Mietwagen ging es dann Richtung Stadtzentrum, wo wir unser Hotel in perfekter Lage gebucht hatten.

Auf dem Weg in die Hauptstadt fiel eins sofort auf: Ostblock pur! Ein asozialer Plattenbau reihte sich an den Nächsten und man merkte sofort, dass man hier nicht grade im reichsten Land Europas unterwegs war.

Wir checkten in unser Hotel ein, parkten unser Auto auf dem dazugehörigen Hof und machten uns dann auch direkt auf den Weg in Richtung City.

Es war mittlerweile schon 17 Uhr und wir hatten für heute ohnehin nur vor, ein wenig zu schlendern und ein paar Biere zu trinken und was gutes zu essen, da wir ja erst spät hier ankamen. „Lass mal einfach drauf los gehen, wir finden schon was ordentliches zu essen.“ - so lautete der Plan für den Abend.

Nur wenige Meter weg von unserem Hotel, waren wir dann wunderlicher Weise auch schon mitten in einem komplett asozialen, wuseligen, absolut heruntergekommenen Viertel, wo man nicht wusste, wo man als Erstes hin gucken soll. Alte Omis saßen am Straßenrand und versuchten Obst, Blumen und selbstgemachten Schnickschnack an den Mann zu bekommen, besoffene Assis rannten rülpsend über die Straße und viele Obdachlose prägten das Straßenbild. Ich dachte mir nur: meine Pfanne, is das asozial hier… hier fühle ich mich wohl!

Nach nur einigen Metern erspähten wir dann eine absolut asoziale Spilunke. „Na komm, lass ma rein“.. Vorsichtig betraten wir den extrem engen Laden und das erste was uns auffiel, war der beißende Alkoholdunst, der beinahe in den Augen brannte. Zwei Damen standen hinter einem komplett mit Schnaps zugestellten Tresen und man dachte im ersten Augenblick nur: mein Gott.. gibts hier überhaupt Bier, oder ist das ein reiner Schnapsladen ?!

Zwischen all den Pullen Schnaps erspähten wir dann aber einige Zapfhähne, die teilweise mit irgendwelchen Aufklebern überklebt waren. Im gut besuchten „Hinterzimmer“ saß der ein oder andere Stammgast mittleren Alters und hier in dem Laden war ganz sicher keiner mehr nüchtern. Im Hintergrund lief authentischerweise osteuropäische Polkamusik.

„Ja komm, mach mal n Pivo fertig“ sagte ich der verunsicherten Bardame, die nicht so ganz sicher war, ob wir das hier gerade ernst meinen. Schließlich landet hier wohl nicht so oft ein westeuropäisches Pärchen.

Es war wirklich eine der asozialsten Pinten, in denen ich je war. Überraschenderweise konnte das 0,4 Gezapfte im Plastikbecher für umgerechnet 1€ echt überzeugen! Is das geil!

Ich fühlte mich so wohl, dass wir schnell den Absprung finden mussten, damit das hier nicht eskaliert. Wir hatten schließlich noch Nix im Magen und wollten erstmal was essen, um dann zu entscheiden, was noch so geht heute.

Mit dem Bierchen in der Hand ging es dann in Richtung Hauptstraße. Die Hauptstraße war gefühlt das komplette Gegenstück der asozialen Nebenstraße, aus der wir kamen.

Relativ schicke Gebäude reihten sich aneinander und es gab viele Geschäfte, Supermärkte, Restaurants, Wechselstuben und sonstige offensichtlich staatliche Bauten. Generell fühlte es sich eher an, als wäre man gerade in Rom, Barcelona oder sonstigen europäischen Großstädten und nicht ausgerechnet in Moldawien.

Wir gingen schliesslich in ein georgisches Restaurant, da uns auf unserer letzten Georgien Reise die Georgische Küche überzeugen konnte.

Nach ein paar leckeren Fleischspiessen ging es dann weiter Richtung Triumphbogen, einem der Wahrzeichen von Chisinau. Der Bogen selbst war mehr als mickrig, allerdings wusste dessen Umgebung zu gefallen. Die Straßen waren sehr belebt, viele junge Leute trafen sich, es wurde viel Straßenmusik gespielt und es gab einige Fahrgeschäfte von Riesenrad bis Schiffsschaukel.

Ich hatte wirklich eine sehr langweilige, unbelebte Stadt erwartet und bis dato hatte es sich auf jeden Fall gelohnt, sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Mit nem weiteren Bierchen in der Hand konnte man hier echt entspannt herum schlendern und es gab an jeder Ecke etwas zu sehen.

Wir lauschten dann noch etwas den Straßenmusikern, welche einfach irgendwelche Jugendliche waren, die sich einfach nach Lust und Laune abwechselten. Wir entschlossen uns, den Abend entspannt ausklingen zu lassen, da wir morgen bereits sehr früh in Richtung Transnistrien fahren wollten.

Dienstag 27.02. - Tag 2

Sowjet-Charme im abtrünnigen Separatisten-Staat Transnistrien

Früh ging der Wecker, denn heute war für uns der wichtigste Tag des Urlaubs.

Im Osten Moldawiens gibt es eine offiziell nicht anerkannte Seperatistenregion namens Transnistrien. Die selbsternannte Sowjetrepublik Transnistrien ist nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden, indem es einen Unabhängigkeitskrieg von 1990-1992 gab.

Seither sichern russische Friedenstruppen die Grenzregion zu Moldawien. Transnistrien liegt auf einem schmalen Streifen zwischen Moldawien und der Ukraine. Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine wird vor allem der Standort Transnistriens und die Tatsache, dass hier, unweit von der ukrainischen Stadt Odessa entfernt, Russische Truppen stationiert sind, heiß diskutiert.

Es ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass es für Russland auch im Krieg einige Vorteile hätte, von hier aus zu agieren und deshalb werden seitens der westlichen Presse oftmals diverse Spekulationen hierzu gestreut - was natürlich für eine Reiseplanung auch mehr als ungünstig ist.

Seit Anfang des Jahres ist die Moldawien Reise nun schon geplant gewesen und dementsprechend wurde natürlich auch angefangen, sich nähere Gedanken zu machen. Fast jeden Tag wurden die Nachrichten rund um Transnistrien verfolgt. Es gab so gut wie nie größere Schlagzeilen, was wir auch echt begrüßten.

Wie es dann aber so ist, wurde ich nur wenige Tage vor Antritt unserer Reise auf einen Tweet aufmerksam gemacht in dem es hieß, dass in Transnistrien am 28.2. (an dem Tag war geplant in Tiraspol, der Hauptstadt Transnistriens, zu sein) ein Abgeordnetentreffen stattfinden sollte, in welchem es unter anderem um das Thema der transnistrischen Anschließung an Russland gehen sollte. Diese Tagung hatte es seit 18 Jahren so nicht mehr gegeben.

Die deutsche Presse bekam natürlich nach zwei Tagen dann auch Wind von der Spekulation des ISW (Institute for the Study of War) und so kam es, dass innerhalb kürzester Zeit rund 20 Zeitschriften über diese wilde Spekulation berichteten. In jedem der Berichte ging es ausschließlich, teils anders formuliert, um die selbe Aussage eines Regierungssprechers Transnistriens via Telegram. Puh. Erstmal natürlich ein Schock.

Ich dann, da Transnistrien schon ein krasses Highlight werden sollte, erstmal Leute vor Ort angeschrieben. Ich hatte diverse Kontakte übers Internet raus gesucht. Diese versicherten uns, dass alles wie immer sein würde und das nur Pressespekulationen seien.

Wir standen natürlich erstmal vor der Frage, wem wir jetzt eher glauben. Die Frage war für mich aber schnell geklärt, da es wirklich immer um die selbe Aussage ging und es teilweise sogar von manchen Zeitschriften als höchst unwahrscheinlich tituliert wurde.

Also ging es gegen 7:30 mit dem Auto Richtung transnistrische Grenze.

Auf dem Weg dahin fuhren wir durch einige ländliche Dörfer und das ein oder andere Relikt aus vergangenen Sowjetzeiten konnte auch auf den Straßen entdeckt werden.

An der Grenze angekommen, kamen wir durch einige Checkpoints der russischen Friedenstruppen. Hier durften keine Fotos gemacht werden. Schon irgendwie merkwürdig, wenn man zu diesen Zeiten auf einmal russische Truppen mit teils schweren automatischen Waffen vor sich stehen hat.

Die aber recht freundlich dreinblickenden Russen, schienen recht zufrieden mit den mitgebrachten Papieren gewesen zu sein.

Am Grenzposten selber mussten wir dann noch unser Auto rechts ran fahren um eine Vignette für 5€ für unseren Mietwagen zu kaufen. Nach einer halben Stunde war dann aber alles geklärt und der Weg Richtung Transnistrien frei.

Auf dem Weg Richtung Tiraspol ging es durch die erste Stadt Bender. Kaum in die Stadt rein gefahren und 5 min im Land, winkte uns dann schon ein Verkehrspolizist mit seiner Kelle raus.

Da hier absolut kein Mensch englisch spricht und mein russisch auch nicht vorhanden ist, wurde also per Übersetzer App kommuniziert.

Der Polizist, welcher eine Kalaschnikow auf dem Rücken hängen hatte, erklärte uns, dass wir beim Abbiegen eine durchgezogene Linie überfahren hatten.

Und tatsächlich konnte man dies nicht von der Hand weisen. Tja, scheisse gelaufen.. da wartet der den ganzen Tag nur drauf, dass solche Touris wie wir hier lang fahren und dann auch noch was verkehrt machen. Da waren direkt die Geldscheine in den Augen am Funkeln.

Wir mussten den ungesprächigen Herren nun also in sein Häuschen begleiten und er war wild in den Übersetzer am eintippen. Nach ungefähr 10 Minuten sagte er uns dann, wir müssen für unsere Fehler bezahlen und zwar bei der Bank in Tiraspol. Boah, hatte ich da jetzt Bock drauf..

Ich ihn gefragt ob wir nicht jetzt hier vor Ort einfach zahlen können. Nach hin und her sagte er dann, er könne eine Ausnahme machen und wir können auch hier direkt bezahlen. Wir natürlich direkt zugestimmt.

Er fragte dann noch ob wir ein Protokoll bräuchten und ich wusste sofort, worauf er hinaus will. Dies verneinte ich dann, ein Protokoll brauchen wir nicht und seine Antwort in der Übersetzer App lautete dann nur „Okay dann bleibt das unter uns ok?“ Schmunzelnd gab ich ihm die Hand und sagte „Bleibt hier im Raum“. 😂

30€ hatten wir dem transnistrischen Polizisten also bar auf die Hand gegeben und durften darauf hin auch weiter fahren. Sowas gehört zu jeder guten Transnistrien Tour dazu! Schön dem korrupten Bullen Schmiergeld gegeben, damit wir weiter dürfen.

Ich nahm es mit Humor und so konnten wir dann auch endlich weiter fahren.

Nur einige Kilometer entfernt war Tiraspol und es war wirklich, als wäre hier die Zeit in den 60er/70er Jahren stehen geblieben.

Wir fuhren bis ins Stadtzentrum vorbei an diversen Lenin-Statuen und parkten dort unser Auto um die ein oder andere Sehenswürdigkeit abzuklappern. Hier angekommen, sahen wir auch direkt das Panzerdenkmal, welches mitten auf einem Platz stand. Neben der Transnistrischen, war hier auch immer direkt die Russische Flagge gehisst. Hier ticken die Uhren einfach etwas anders.

Wir schlenderten mittlerweile bei bestem Wetter durch die Stadt und guckten uns verschiedenste Sehenswürdigkeiten an. Es hatte wirklich Flair hier. Man fühlte sich schon fast wie in Russland.

Nach einer Weile war es dann an der Zeit, unsere Bleibe für die nächste Nacht zu beziehen. Wir hatten eine private Unterkunft mitten in der Innenstadt gebucht.

Auf dem Weg dorthin mussten wir dann allerdings erstmal unser Geld wechseln.

In Transnistrien gibt es eine eigene Währung namens transnistrischer Rubel. (Ganz Russland-getreu)

An der Wechselstube erspähte ich dann eins meiner absoluten "Must haves" von Transnistrien. In der Ablage waren einige Plastik Token ausgestellt.

Transnistrien hat die einzige Plastik-Münzwährung der ganzen Welt und diese durfte natürlich nicht in meiner Sammlung fehlen. So wurden also außerdem noch Plastikmünzen aus Transnistrien eingesackt.

Unsere Unterkunft war in einem von außen absolut asozialen Sozialwohnblock. Wir bekamen vorab die Infos, wie wir in die Wohnung kommen sollten. Es war schon etwas merkwürdig, den Wohnkomplex einfach so zu betreten und den absolut abgeranzten Aufzug in den 9. Stock zu nehmen, aber oben angekommen wartete unsere Gastgeberin bereits auf uns und zeigte uns unsere super saubere und geil ausgestattete Wohnung über den Dächern Tiraspols.

Die Wohnung war wirklich eine 10 von 10. Lediglich zwei Minuten bis zum Hauptplatz und generell einfach eine super geile Lage.

Nach dem Beziehen unserer neuen Bleibe für heute Nacht ging es dann zu den weiteren Highlights von Tiraspol.

Es war einfach absolut kultig hier!

Als Krönung gab es dann sogar noch einen Souvenirladen, welcher neben Putin Tassen sogar Transnistrien Magneten für uns hatte.

Gegen Abend wollten wir dann noch etwas geiles essen gehen und so wurde eines der best bewertesten Restaurants Tiraspols angesteuert.

Das Restaurant war um die 1,5 km stadtauswärts und so wurde ein transnistrischer Tuckerbus genommen. Die Busse fuhren hier gefühlt im Sekundentakt und waren meist komplett gefüllt. Es war lediglich ein Transporter welcher winkende Menschen einsammelte.

Wir sprangen also in einen solchen Bus bezahlten umgerechnet 25 cent pro Person und waren innerhalb von wenigen Minuten an unserem Ziel.

Im Restaurant selbst gab es feinstes Kalbssteak zu einem dennoch fairen Preis. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Auf dem Rückweg ging es ebenfalls per Tuckerbus zurück und es wurde noch etwas herumgeschlendert, ehe es dann zurück in unsere Wohnung ging.

Was ein gelungener Tag!

Mit dem Auto durchs Hinterland Transnistriens

Mittwoch 28.02. - Tag 3

Früh klingelte der Wecker und wir machten uns auf den Weg zum „Green market“.

Der Markt war fussläufig 5 Minuten von unserer Unterkunft entfernt und versprach wuselige Obst- und Gemüsestände.

Märkte sind immer perfekt, um unter Einheimische zu

Am Markt angekommen, gingen wir vorbei an unzähligen Ständen. Es gab mit das frischeste Obst und Gemüse, was ich je gesehen hatte.

Nen persönliches Highlight war allerdings die Fleischhalle.

In der Halle war massenhaft rohes Fleisch auf Ablagen ausgelegt. Die verkaufenden Damen baten uns ständig auf russisch etwas von ihrem Fleisch an.

Hier wurde wirklich jeder Teil der Tiere verwertet und so lagen unter anderem auch die Köpfe, Gehirne und Zungen der Tiere zur Schau gestellt. Ganz schön ekelhaft, aber wenn man überlegt ist es vielleicht besser so, wenn Mans irgendwie verwertet, als wenn man es, wie in Deutschland, wegschmeißt.

Die Fischhalle konnte dann auch noch mit lebenden Exemplaren, welche reihenweise aus den Ablagen sprangen, überzeugen. Tierwohl wird hier nicht groß geschrieben, auf jeden Fall.

Nach dem „Green market“ ging es dann zu unserem Auto und wir machten uns auf den Weg zu einem Alkohol Store, um das ein oder andere transnistrische Bier zu ergattern. Leider war das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit hier verboten und deshalb nahmen wir die Flaschen mit nach Moldawien.

Mit dem Auto ging es jetzt zu einem weiteren sowjetischen Highlight.

Ein Floß, welches Autos von der einen Seite des Flusses auf die andere bringt. Absolut kultig und abgeranzt fuhr das Gefährt an einem Drahtseil von der einen zur anderen Seite des Flusses.

Wir gaben einem Herren in Tarnkleidung umgerechnet 1,50€, um mit unserem Auto auf die andere Seite gebracht zu werden.

Das rauf und runter fahren war mehr als spannend, da das „Floß“ sich mehrfach bewegte und teilweise eine ordentliche Lücke zwischen Floß und Ufer entstand.

Auf der anderen Seite angekommen kam man im absoluten Niemandsland an. Hier gab es wirklich nichts! Spektakuläre Schlaglöcher auf total abgelegenen Straßen, welche durch tote Wälder führten.

Wenn man überlegt, dass die Fähre quasi am direkten Stadtrand los fuhr, schon irgendwie absurd.

Nach circa 10 minütiger Fahrt durchs nirgendwo kamen wir dann in dem Dorf Chitchani an. Hier gab es eine mehr als sehenswerte Klosteranlage.

Hier im Dorf war trotz der prächtigen Kirche aber nahezu garnichts los.

Wir gingen eine kleine Straße rein, um von dort meine Drohne starten zu können.

Ich hatte keinerlei Infos im Netz gefunden, ob die Drohne hier erlaubt war, und so wollte ich etwas weniger Aufmerksamkeit beim Starten erzeugen.

Als die Drohne in der Luft war und wir ein paar richtig geile Aufnahmen im Kasten hatten, kam dann ein unerwartetes Highlight dazu.

Die örtliche Müllabfuhr in Form eines Traktors mit einem gewaltigen Müllberg auf dem Hänger leistete ihren Dienst.

Vier fleißige Arbeiter stapelten was das Zeug hielt und klapperten jede Haustür ab, vor welcher bereits die gepackten Müllsäcke auf sie warteten. Sowas ist immer absolut geil zu sehen!

Wir gingen noch ein wenig in das sehenswerte Kloster hinein und es gab ein Eis in einem kleinen Café.

Danach ging es dann noch weiter in Richtung Grenze zu Moldawien, um auf dem Weg noch etwas in der Stadt Bender lang zu schlendern. Diese lag nur rund 5 min vom Grenzposten entfernt.

Es war schon um die 15 Uhr und am heutigen Tag sollte ja das Treffen der Abgeordneten Transnistriens stattfinden.

Mittlerweile machte man sich überhaupt keine Gedanken mehr um irgendwelche politischen Entscheidungen, die getroffen werden könnten. Wir fühlten uns einfach zu wohl hier auf den Straßen.

Als wir dann ein mal kurz Internet hatten, bekam ich direkt einige Nachrichten aufs Handy, welche sagten, dass Transnistrien Schutz durch Russland vor Moldawien erbitterte. Was dies genau heißen solle, war bis dato nicht bekannt.

Naja immerhin keine gewünschte Annexion, wie von manchen Zeitungen vorab tituliert. Für unseren aktuellen Aufenthalt machte ich mir aber weiterhin keinerlei Sorgen. Wir waren ja mittlerweile in Bender unterwegs und somit auch kurz vor der Grenze.

Als letzter Punkt unseres Transnistrien Aufenthaltes stand dann noch eine sowjetische Dampflok auf dem Programm. Diese stand einfach so am Bahnhof herum. Undenkbar in Deutschland. Sowas gehört ins Museum und nicht einfach lieblos in die Ecke gestellt. Hatte aber natürlich absolut seinen Charme.

Nach einigen Fotos bei bestem Sonnenschein, ging es dann noch zu Fuß zu einem weiteren Panzerdenkmal im Zentrum der Stadt.

Dieses war zufälligerweise direkt vor unserem anfänglichen Polizei-Kontrollpunkt, wo wir an den netten Herren der örtlichen Polizei unser Taschengeld abdrücken durften.

Der Herr war sogar wieder im Einsatz und wartete auf weitere zahlende Kundschaft.

Wir waren ja zum Glück zu Fuß unterwegs und so wurde nach einigen Fotos auch der Weg zurück zum geparkten Auto gemacht.

Unterwegs kamen wir dann auch endlich mal an einem transnistrischen Supermarkt vorbei.

Der Supermarkt war, wie so vieles hier im Land, vom Konzern Sheriff. Hier war alles unter der Kontrolle des Konzerns. Tankstellen, Fernsehsender, Fußballverein, Supermärkte und auch Brauereien. Und ein letztes Bier vom letzten Geld gab es dann auch von der Sheriff Brauerei. Dieses wurde dann kurzerhand eiskalt mit ins Auto genommen und nach unserem unspektakulären Grenzübertritt zurück nach Moldawien auch genüsslich auf den inoffiziellen Länderpunkt Transnistrien getrunken.

Die Fahrt ging zurück nach Chisinau, wo wir unser Hotel von der ersten Nacht wieder bezogen.

Wir suchten uns noch ein Restaurant raus, welches mit Draft Bier und Fleisch warb. Genau meins! Hier wurden einige Moldawische Biere verzehrt und es gab auch eine ordentliche Fleischplatte zu fairen Preisen.

Was ein Tag, was eine Tour. Wer kann schon von sich behaupten, in Transnistrien gewesen zu sein ?!

Ich war unendlich froh, es gewagt zu haben trotz der aktuellen Meldungen hin gefahren zu sein. Das vergisst man definitiv so schnell nicht wieder.

Donnerstag, 29.03. - Tag 4

Charmante Dörfer und alte Klöster rund um Chisinau

Etwas Schlaf wurde sich gegönnt und gegen 10 Uhr ging es per Auto auf den Weg, die Umgebung von Chisinau abzuklappern.

Wir hatten einige sehenswerte Kloster in der unmittelbaren Umgebung rausgesucht, in der Hoffnung, dass man außerhalb Chisinaus bessere Einblicke unter anderem ins Leben der Moldawier bekommen würde.

Einige kühle Blonde durften dabei bei mir natürlich nicht fehlen.

Eins stand aber schon vor dem ersten Kloster fest: hier ist der Weg das Ziel!

Raus aus der Hauptstadt wurde es direkt total ländlich und man sah auch, dass hier ärmliche Verhältnisse herrschen.

Rechts und links reihten sich kleine Bauernhöfe aneinander und man sah hier auf jeden Fall, dass sich hier selbst versorgt wurde.

Hühner und Gänse rannten durch die Vorgärten. Wäsche hing zum trocknen draußen und es gab an jeder Ecke Brunnen, wo man sich sein Trinkwasser besorgen konnte.

Wir fuhren durch ein kleines Dorf und erspähten eine kleine, aber sehr prächtige Kirche. Dies wurde zum Anlass genommen, mal rechts ran zu fahren und durch die Straßen zu laufen.

Die Kirche war zwar nicht auf unserem Zettel, aber sowas ist immer geil, wenn man unerwartet auf solche Dinge trifft.

Wir gingen also etwas durchs Dorf und es war wirklich beeindruckend, wie die Leute sich hier selbst versorgen. Fast schon bewundernswert, wie man mit sehr wenig scheinbar auch zufrieden sein kann.

Ein älterer Herr war in seinem Garten zugange am Holz hacken und es brannte auch ein Feuer. Frauen waren die Wäsche am aufhängen und den Haushalt am machen. Irgendwie beeindruckend zu sehen.

Die Drohne wurde dann auch ein erstes Mal gestartet und um die Kirche mit goldener Kuppel gejagt.

Nach einer Weile ging die Fahrt dann weiter Richtung „Orheiul Vechi“, einer kleinen Kirche auf einem Hügel. Es ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Moldawiens.

Vor Ort angekommen, parkten wir unser Auto und gingen gut einen Kilometer bis zum Eingang der Kirche.

Auf dem Kirchengelände rannte ein Mönch rum, welcher uns kurze Zeit später auch auf gebrochenem Deutsch davon versuchte zu überzeugen, unseren Glauben zu Gott zu finden. Interessantes Gespräch auf jeden Fall.

Während des Gespräches fütterte er Hühner in einem großen Käfig, welcher direkt neben der Kirche stand.

Alles in allem muss man sagen, war es rein optisch nicht die krasseste Kirche, aber das drum herum war schon recht cool. Kann man auf jeden Fall mitnehmen.

Die Fahrt ging dann noch zu zwei weiteren Klosteranlagen, welche beide auch recht ansehnlich waren. Wie aber schon anfangs gesagt, ging es einfach ums drumherum hier. Das aus der Stadt raus kommen und das wahre Leben hier zu sehen.

Auf der Fahrt gab es dann noch einige weitere Biere und als absolutes Highlight dann auch noch eine Pferdekutsche welche von einem Kind gesteuert wurde.

Wildes Hinterland hier auf jeden Fall.

Als wir im Dunkeln dann wieder zurück in der Stadt waren, parkten wir das Auto und gingen noch bei einem griechischen Restaurant etwas essen. Man muss dabei sagen, wir waren während des kompletten Besuches die einzigen Gäste!

Es gab Souvlaki-Teller mit Pommes, als Vorspeise Pitabrot mit Tzaziki und dazu noch einen moldawischen Wein. Alles in allem zahlten wir keine 20€. So gefällt Moldawien!

Im Anschluss ging es dann noch zu einer Tap bar. Hier gab es 19 verschiedene Zapfbiere. Allesamt moldawisch! Absolutes Brett. Die Preise auch grade mal die Hälfte zu deutschen Verhältnissen.

Etwas angesäuselt ging es dann noch zu einer weiteren Bar, in der wir bis circa 3:30 blieben. War ein guter Abend und trotz des Donnerstags war hier gut was los.

Generell muss man die Auswahl an moldawischen Zapfbieren lobend erwähnen.

Heute war der letzte Tag und wir wollten am heutigen Tag die Highlights von Chisinau selbst erkunden.

Davon sollte es ja angeblich nicht all zu viele geben, aber die letzten Tage hatten wir schon immer wieder diese trubeligen Straßen vor unserem Hotel gesehen und abends beim vorbei gehen sahen wir auch einen Eingang, der offenbar auf einen Markt führte. Dieser hatte nur immer schon zu gehabt, wenn wir dort lang gingen. Deshalb hatten wir als allererstes Ziel für heute den Markt.

Und tatsächlich konnten wir von unserem Balkon schon früh morgens ein reges Treiben vor unserer Haustür vermelden. Wir machten uns fertig und gingen einfach drauf los.

Wir starteten in die Richtung, die wir auch am ersten Tag gegangen waren, wo wir anschließend in der Assi-Bar gelandet waren. Und Tatsache: der Bürgersteig gegenüber unserer Unterkunft war zu einer art Marktgasse geworden. Rechts und links saßen wieder alte Damen die alles mögliche verkauften. Diesmal gab es aber sogar noch Lebensmittel im Angebot. Quasi auf dem Fußboden wurde rohes Fleisch, Käse und Fisch angeboten.

Sehr fragwürdig, ob das hier so hygienisch war, aber interessant zu sehen allemal.

Chisinau - Belebte Stadt mit wuseligen Marktgassen

Freitag, 01.03. - Tag 5

Wir schlenderten also durch das rege Treiben und hier gab es wirklich alles zu sehen. Von Lebensmitteln, über Blumen, bis hin zu Socken gab es hier wirklich alles.

Und kaum ein paar hundert Meter weiter gegangen, sahen wir auf der rechten Seite auch schon den Eingang zum Markt.

Wir hatten uns ja wirklich nicht viel vorgestellt bzw erwartet, aber was wir hier vorfanden, übertraf dann aber wirklich alle Erwartungen.

Wohin das Auge reicht Marktstände. Gewusel vom allerfeinsten - hier gab es ALLES! Elektronik, Klamotten oder Lebensmittel, alles was man sich vorstellen kann gab es hier!

Wir schlenderten einfach drauf los und waren echt vom Hocker, wie belebt die Straßen hier waren.

Die Menschen waren alle auf der Suche nach Kleinigkeiten, oder machten einfach nur den Wocheneinkauf. Besser als hier kann man wahrscheinlich nicht einkaufen gehen!

Natürlich war alles sehr ärmlich, das sollte man nicht außen vor lassen, aber ich mag es immer andere Kulturen so kennenzulernen, wie sie halt sind und in Moldawien gehört Armut leider nunmal zur Tagesordnung.

Wir gönnten uns an einem Obststand mit super schönem Obst einen frisch gepressten Granatapfelsaft. Einfach nur wow! Sowas holt mich immer mega ab.

Es roch etwas nach Gegrilltem und so gingen wir am Ende der wirklich langen Marktstraße hinter eine der verschiedenen Buden und hier gab es tatsächlich einen Holzkohlegrill.

Eine riesen Schlange bildete sich hier. Wir uns kurzerhand einfach mal mit angestellt.

Es gab die Auswahl zwischen einer mega riesigen Bratwurst oder einer Art Cevapcici. Serviert wurde das Ganze auf einem Pappteller, mit Brot und ordentlich Krautsalat.

Geile Hausmannskost!

Das ganze gab es zum unschlagbaren Preis von 1€. Die riesig lange Schlange wurde in einem unfassbaren Tempo abgefertigt.

Mit unserem Frühstück stellten wir uns unter einen der bereitgestellten Bierschirme mit Stehtischen drunter. Hier waren alle Generationen zusammen am Essen.

Direkt hinter dem Wurststand war eine kleine Bude mit einem Klappfenster und Zapfhähnen drin. Hier weiß man eben, wie man lebt!

Morgens um 11 standen hier nicht wenige mit nem 0,5 Liter Humpen Bier beim Essen. Einfach nur sympathisch.

Nach unserem Frühstück ging es dann wieder auf den Markt. Es gab noch einiges zu entdecken, so viele Gassen wie es hier gab.

Auf dem Weg wieder in die andere Richtung, kamen wir dann an einem Laden vorbei, in dem wir aus Zufall eine Fleischtheke erspähten.

Wir wagten einen weiteren Blick hinein und standen in einem Elektrofachgeschäft, welches nach etwa 5 Metern in eine Metzgerei überging. Absurd des Todes. Hier gab es, ähnlich wie schon auf dem Markt in Tiraspol, wieder alles mögliche zu bestaunen.

Die Fleischberge waren wieder mal zur Besichtigung aufgebahrt. Unter anderem ein dicker Schweinskopf mitsamt Zähnen und Zunge im Maul. Bah ey 😂 Naja, andere Länder andere Sitten.

Weiter ging es durch enge Obst- und Gemüsegassen. Was hier angeboten wurde, war echt der Hammer. So frisch und Bio kann man wohl in Deutschland nicht einkaufen.

Es machte einfach Spaß, hier durch die Menschenmenge zu schlendern und das rege Treiben zu verfolgen.

Als Krönung gab es dann noch eine weitere Fischhalle, wo einfach riesige Becken voller Fische drin standen.

Der Boden stand komplett unter Wasser und man sah auch schnell warum. Die Behälter waren leider so sehr mit Fischen gefüllt, dass diese kaum Platz hatten sich zu bewegen.

Der ein oder andere wirklich ordentlich große Fisch sprang auch aus dem Becken heraus und landete auf dem Boden, ehe die Verkäuferin ihn zurück zu seinen Artgenossen schmiss. Tierwohl wird, wie gesagt, hier leider nicht groß geschrieben.

Mein persönliches Highlight des absurden war dann aber, wie eine Frau einen Fisch aussuchte, diesen dann in eine Plastiktüte eingepackt bekam und dann mit der komplett zappelnden Tüte wieder auf den Markt spazierte. Is das absurd!

Wir gingen so langsam wieder in Richtung der Hauptstraße, wo es bei weitem nicht so asozial war wie in den Marktstraßen. Hier waren ja unter anderem die Regierungsgebäude die wir bereits Abends gesehen hatten.

Eigentlich waren all die Meldungen über Transnistrien und Russland kein Thema mehr für uns, aber als die komplette Hauptstraße im Zentrum von der Polizei abgesperrt wurde und eine Kolonne von circa 15 schwarzen Fahrzeugen mit Blaulicht, begleitet von Polizei und Krankenwagen, Vollgas hier lang ballerten, war mein erster Gedanke nur: „oh nicht dass Putin doch irgend ne Drohung gegen Moldawien geäußert hatte oder sonst was.“

Auf den Straßen herrschte ausserdem eine leichte Nervosität unter den Bürgern. Die arbeitenden Menschen guckten ständig aus den Geschäften und irgendwas war hier in der Luft.

In der Kolonne war ganz offensichtlich die Präsidentin und mein erster Gedanke war halt, dass diese, warum auch immer, ja vielleicht in Sicherheit gebraucht werden würde. Wir hatten ja schließlich auch den ganzen Tag kein Internet und waren ziemlich abgeschottet von allem.

Nach diesem Ereignis gingen wir dann auf direktem Wege zu nem McDonalds um die Ecke und guckten mal schnell nach den neusten politischen Meldungen rund um Moldawien.

Zum Glück nichts neues.

Aber wir sahen, dass heute eine Sitzung in Chisinau war. Dies erklärte dann auch die gerade gesehene Fahrzeugkolonne.

Wir schlenderten noch etwas durch die sehr belebte Stadt, wo es aber wirklich nicht die wildesten Sehenswürdigkeiten gab. Dennoch: von der langweiligsten Hauptstadt Europas zu sprechen und einen solch belebten Markt bieten zu können, passt irgendwie nicht zusammen.

Deshalb ein doch recht positives Resumee zu Chisinau.

Nach ein paar Stunden herumschlendern, wurde noch in einem Alkoholshop total asozial eine PET Flasche per Zapfe mit Bier befüllt mit welcher es dann auf der Hand zurück zum Hotel ging. Von dort ging es dann per Mietwagen zum Flughafen.

Und so schnell war unsere Moldawien / Transnistrien Tour dann auch leider schon wieder vorbei.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Lass mir gerne deine Meinung zur Reise da!

Hast du was zu sagen ? Gerne her damit.